Aus ihrer Grabrede am 31. Januar 1903:
"... Es sind 5½ Jahre her, da wurden diese Worte hier an dieser Stätte als letzter Gruß und als letztes Vermächtnis des Jakob Grüninger der trauernden Versammlung zugerufen. Diese Worte waren der Trost und die Bitte in seinem langen Leiden - sie waren Abschiedsgruß von dieser Erde - nun sollen sie auch der Abschiedsgruß seiner Gattin, die nach 5½ jährigem Wittwenstand ihrem Gatten nachfolgt in die Ewigkeit..."
"... Die Entschlafene hat in ihrem mehr als 62 jährigem Leben viel erfahren von Freud und Leid. Sie ist am 30. Dezember 1841 dahier geboren als Tochter des Johannes Luz, Bäckers und Wirts und seiner Ehegattin Johanna Friederike Bleicher. Im 20. Lebensjahr trat sie in die Ehe mit dem Flaschnermeister Karl Heinrich Blum. 2 Kinder entsproßten dieser Ehe: ein früh wieder gestorbenes Knäblein und die Tochter Karoline Heinrike. Aber nur kurz dauerte das Glück dieser 1. Ehe. Schon nach 1½ Jahren, 2 Monate vor der Geburt des 2. Kindes starb der Vater, eine trauernde Wittwe allein mit dem unmündigen kind zurücklassend.
Sobald mußte die Entschlafene den Ernst und die Not des Erdenlebens durchmachen! 1½ Jahre darauf trat sie nochmals in die Ehe mit dem Schuhmachermeister Jakob Grüninger. Ein reicher Kindersegen ward ihnen beschert. 11 Kinder wurden geboren, wovon 7 heranwuchsen, 4 Söhne und 3 Töchter. 3 Söhne und 2 Töchter durften die Entschlafene in den Ehestand treten sehen. Im letzten Herbst verheiratete sich der älteste Sohn, bei dem die Mutter gelebt hat. Ihm konnte sie die Geschäftslast, die sie bis dahin getragen hatte, übergeben; bald darauf trat auch der 3. Sohn in die Ehe. Das alles waren frohe Erlebnisse für die Mutter, nachdem sie im Jahr 1897 durch den schmerzlichen verlust ihres Gatten Wittwe geworden war.
Sie war seitdem nicht mehr im vollen besitz ihrere Kräfte; aber doch hat sie noch jahrelang die Last des geschäfts und Hauswesens getragen. Und überraschend kam mit dem Beginn des Neuen Jahres die Krankheit, die sie nun dahingerafft hat. Man hatte den eindruck, daß ihre Lebenskraft zwar noch stark und widerstandsfähig war, aber von der 4 wöchentlichen Erkrankung (Typhus) wurde sie nun doch vollends gebrochen. Sie musste schweres durchmachen; es war ihr hartes Leiden aufgelegt, so daß ihr die endliche Erlösung am 29. des Monats zu gönnen war."