Aus seiner Grabrede am 25. Juni 1897:
"... In 2 Monaten hätte der verstorbene sein 65. Lebensjahr erreicht; er war hier am 22. August 1832 geboren als Sohn des Metzgermeisters Gottfried Grüninger und der Rosine Friederike geborene Koch. Er war seinen Eltern ein treuer Sohn, indem er sie nachdem seine Lehrzeit zu Ende war, nach Kräften unterstützte, um ihnen einen sorgenfreien Lebensabend zu bereiten.
Mit einunddreißig jahren, am 2. juni 1863, trat er die Ehe mit seiner nun um Ihn trauernden Wittwe Friederike Luz, deren erster Gatte, Karl Heinrich Blum, Flaschner, nach nur 1½ jähriger Ehe weggestorben war. Zu dem Kind aus dieser ersten Ehe, das der zweite Vater stets väterlich behandelte und liebte, kam eine zahlreiche Kinderschar hinzu: 11 Kinder wurden geboren, wovon 7 heranwuchsen, 4 Söhne und 3 Töchter. Zwei dieser Töchter haben ihren Hausstand gegründet und 8 Enkel sah der Großvater heranwachsen.
Frisch und rüstig von Natur hat hat er mit der vollen Kraft eines Mannes sein Geschäft treiben und ausdehnen können, bis er 1894 schwer erkrankte. Ganz gesund war er von da an nicht mehr. Ein schweres Leiden am Knie plagte und hemmte ihn je mehr und mehr und seit dem 6. Januar diesen Jahres konnte er das Haus nicht mehr verlassen. Welche Lebensgefahr und welch qualvollen Schmerzen er entgegengehe, war ihm nicht verborgen; mit ruhiger Überlegung und vertrauensvollem Gebet hat er den Entschluß gefasst, auf den einzigen möglichen Rettungsweg den die Ärzte vorzuschlagen wußten, den einer Amputation des Beins, zu verzichten, und so ging er zuerst mit der Hoffnung am Ende doch noch länger am Leben bleiben zu dürfen, mehr und mehr aber mit dem Bewußtsein, daß der Leidensweg sein Todesweg sei, der Ewigkeit entgegen.
Er hat ritterlich gekämpft unter schweren körperlichen Qualen, hat aber vor allem die kindliche Geduld und Hoffnung vom himmlischen Vater erbeten und sich durch Gebet und Gottes Wort innerlich genährt, da des Leibes leben sich aufzehrte. So ist er, nachdem man schon seit heute vor 8 Tagen das Ende nahe glaubte, vorgestern entschlafen..."