Ahnenforschung
Familie Grüninger

Philipp Jakob Berstecher (1847-1918)


Philipp Jakob Berstecher
Wagnermeister in Nagold
* in Kuppingen 19. Februar 1847
† in Nagold 07. März 1918
beerdigt in Nagold den 10. Februar 1918

Ehen:

[1] Barbara Ehnis
Hochzeit in Nagold am 01.05.1873
* Wart 05.12.1840, † Nagold 24.06.1896
[2] Anna Maria Dietle
Hochzeit in Nagold am 19.04.1897
* Haiterbach 10.11.1856, † Nagold 01.10.1922

Eltern:

Berstecher, Jakob
Beisitzer und Tagelöhner in Kuppingen
* Kuppingen 16.10.1815, † Kuppingen 10.02.1884
Agathe Dietsch
Walddorf 06.05.1811, † Kuppingen 24.02.1874
Hochzeit in Kuppingen am 04.05.1845

Kinder aus 1. Ehe:

[1] Heinrike Berstecher
* Nagold 20.11.1873, † Stuttgart 23.05.1927
oo Nagold 12.05.1900 Wilhelm Christian Grüninger
Kaufmann, Schuhmachermeister und Schuhhändler in Nagold
* Nagold 09.11.1872, † Nagold 16.07.1963
[2] Lydia Barbara Berstecher
* Nagold 27.01.1875, † Nagold 10.01.1968 (ledig)
[3] Anna Dorothea Berstecher
* Nagold 22.06.1876, † Dresden 10.06.1909
[4] Maria Martha Berstecher
* Nagold 14.03.1878, † Nagold 22.05.1878
[5] Maria Elisabeth Berstecher
* Nagold 22.07.1879
oo Tunis 08.06.1911 Julius Escher
[6] Martha Johanna Berstecher
* Nagold 10.11.1880, † Nagold 22.09.1934
oo Nagold 16.03.1928 Wilhelm Christian Grüninger
Kaufmann, Schuhmachermeister und Schuhhändler in Nagold
* Nagold 09.11.1872, † Nagold 16.07.1963
[7] Bertha Berstecher
* Nagold 05.10.1882, † Nagold 06.10.1882
[8] Christina Magdalena (Lina) Berstecher
* Nagold 17.11.1883, † Nagold 14.12.1971
oo Kneuttingen (Lothringen) 08.04.1910 Johann Friedrich Wüstholz
[9] Jakob Friedrich Berstecher
* Nagold 16.06.1886, † Nagold 25.06.1886

Kinder aus 2. Ehe:

[10] Emilie Berstecher
* Nagold 08.03.1898
[11] Bertha Berstecher
* Nagold 22.11.1901

Aus seiner Grabrede am 10. Februar 1918:

"... Der Heimgegangene, Philipp Jakob Berstecher war geboren in Kuppingen am 19. Februar 1847 als Sohn das ebenso heißenden Landwirts dort und der Agathe geb. Dietsch. Nach der Schulentlassung wandte er sich dem Wagnerhandwerk zu und fand schon damals in seinem jetzigen Wohnhause bei Wagner Killinger hier gute Aufnahme. Treu und unentbehrlich in dessen Geschäft geschätzt übernahm er auch dasselbe Geschäft nach seiner Militärzeit und verheiratete sich im Jahre 1873 mit Barbara geb. Ehnis, ehe Sie im Jahre 1896 von der Seite der Ihrigen zum großen Schmerze derselben durch eine Lungenentzündung weggerissen. Im Jahre darauf verheiratete sich der Entschlafene das 2. Mal mit Anna Maria geb. Dietle, verwitwete Mast von Oberschwandorf, deren Sohn aus erster Ehe er an Kindesstatt annahm. Noch zwei Töchter wurden ihnen geboren, so dass also nun eine große Kinderschar dem Abgeschiedenen mit Dank nachblickt.

Ein Bruder, der selbst als leibhaftiges Ebenbild des Entschlafenen heute bei uns weilt, schaut dem Naheverbundenen mit Wehmut nach. Auch die lebende Ehefrau ist von herber Trauer und tiefem Schmerze bewegt, denn das, was sie an dem Entschlafenen hatte, wird ihr auf ihre alten Tage bitterlich fehlen. Besonders noch durch die Monatelange, aufopfernde Pflege des Erkrankten mit ihm verbunden, ist die Erlösung, die nun nach Gottes Willen eingetreten ist für sie doppelt wehtuend. Aber nicht nur der engere Kreis seiner Angehörigen verliert an dem Abgeschiedenen einen trefflichen Vater und Fürsorger, sondern weitere Schichten seiner Mitbürger; ja, man kann wohl sagen, die ganze Stadt und Gemeinde steht in herber Trauer an diesem Grabe. Gar vieles sinkt da hinunter, was allen wertvoll und teuer war, denn so sehr der Entschlafene seinem Handwerke als geschickter Meister Mühe und Sorgfalt zuwandte, so behielt er doch viel Kraft und Zeit, Liebe und Hingebung übrig für alle möglichen öffentlichen Angelegenheiten und Fragen des allgemeinen Wohles.

Dieser ihm angeborene Sinn, auch für das Ganze zu sorgen und nicht in dem kleinen Gesichtskreise des eigenen Ich stecken zu bleiben, wurde gewisslich vermehrt und vertieft durch ein Haupterlebnis seines Daseins, nämlich dass er als 23 jähriger den großen siegreichen Krieg gegen Frankreich im Jahre 1870/71 mitkämpfen durfte."

"Seitdem war es ihm auch bewusst, welcher Segen auf dem Leben fürs Ganze, für Kameradschaft und Vaterland ruht. Über 30 Jahre lang durfte der hiesige Militär- und Veteranenverein seiner Vorstandschaft sich erfreuen und unter seiner guten Geschäftsführung gut gedeihen. Über 20 Jahre lang leitete er auch den Kranken-Unterstützungsverein. Ferner hat er lange Jähre als Mitglied der Handwerkskammer, des Bürgerausschusses, als städtischer Marktmeister und in ähnlichen Ämtern durch seine Umsicht und Entschiedenheit, verbunden mit Umgänglichkeit und Gerechtigkeit sich Allen unentbehrlich gemacht, sie mit ihm zu tun hatten.

Wie nun eben des Alters Anzeichen sich meldeten und er allmählich an einen erquicklichen Ruhestand und Lebensabend zu denken begann, da brach der Krieg herein. Derselbe bewegte nicht nur sein patriotisches Soldaten- und Veteranenherz, sondern brachte ihm in der Familie manche Sorge, da sein angetretener Sohn auch eingezogen wurde und seine übrigen Kinder in der Fremde waren. Besonders schwer lastete das Schicksal einer in Tunis verheirateten Tochter auf ihm und es war ihm eine große Beruhigung als dieselbe froh in dar Heimat als Flüchtling mit ihren Kindern ankam, freilich unter Zurücklassung Ihres Mannes in der Kriegsgefangenschaft. Tief fühlte der Entschlafene all die schweren Fügungen und Prüfungen unseres Vaterlandes mit und erkannte bald den furchtbaren Ernst der Lage. Zumal die zahlreichen hierher kommenden verwundeten Opfer der Schlachten erregtem sein Mitleid und niemals fehlte er dabei, wenn ein den Wunden oder der Krankheit erlegener Kamerad mit militärischen Ehren auf unserm Soldatenfriedhof bestattet worden ist.

Ehe nun das gewaltige Ringen zu Ende kam erfasst ihn selbst ein herbes Geschick. Seine durch Arbeit und Sorgen geschwächte Kraft konnte eine ihn im letzten Herbst ergreifende schwere Krankheit nicht völlig über­winden. Lange zwischen Tod und Leben schwebend, sich wieder erholend, dann wieder in Schwäche zurücksinkend, so verbrachte er die letzten Monate. Nun, da die äußere Arbeit ruhen musste, begann dann aber schwere innere Arbeit, die jene des völligen Loslösens von Allem, was irdisch heißt. Und wenn er vorher in Tatkraft und Fleiß im Leben seinen Mann gestellt, so ging er auch mit Mut und Entschlossenheit daran, sich loszumachen, abzuschließen und ganz der Ewigkeit sich zuzuwenden. So vieles zuvor an ihm gehangen - er vermochte es doch ruhig und gefasst wegzulegen und seinen Sinn darüber zu erheben.

So schmerzlich diese Monate waren, so tröstlich ist dabei das Eine: der Entschlafene durfte wenigstens schon bei Lebzeiten manche Frucht seines Dienstes ernten. Das was Manchem erst am Grabe gesagt werden kann, wie geschätzt und beliebt er gewesen, das durfte er auf seinem langen Krankenlager doch auch an den vielen Liebesbeweisen, Besuchen und Teilnahmebezeugungen reichlich erfahren und wirklich wurde das Herz des Greises dadurch erfreut. Als äußeren schönen Abschluss seiner Lebensarbeit durfte er noch vor wenigen Sonntagen am Geburtstage seines Königs eine hohe Ordensauszeichnung in Empfang nehmen!

Bald darauf hat er sieh zum ewigen Schlummer gelegt und darf nun. Wie er sich gewünscht, am Sonntag, dem Tag des Herrn, sein müdes Haupt zur Ruhe legen. Obwohl er den Seinen schmerzlich fehlen und gar manche tiefe Lücke zurücklassen wird, wollen wir ihn doch getrost ziehen lassen in seines Heilandes beseligende Nähe. Er hatte Lust, abzuschieben und bei Christo zu sein. Nach vollbrachtem Tagewerk und recht getaner Arbeit, im Kleinen und im Großen treu erfunden, so kehrt ein erprobter Kämpfer heim aus der Zeit des Krieges in die Ewigkeit das Friedens. Wohl ihm, er hat’s gut. Uns Allen bleibt neben herzlicher Dankbarkeit ein reiches Vorbild, wie man recht leben, geduldig leiden und selig sterben kann. Wenn solche Zeugen einer nun vorgehenden Zeit ins Grabe sinken, so muss uns doch derselbe Gott, der nämliche Heiland, der gleiche Glauben in die neue Zeit und schwere Zukunft begleiten, damit der Sieg dieser Männer auch unser Sieg werde.

Das gebe uns der gnädige himmlische Vater und tröste uns aus der Fülle seiner Gnade. Amen. Wohl dem, der überwunden, im Kampfe wohl bewährt, der in den schweren Stunden zum Heile wird gelehrt. In Gottes Hände legen wir ihn zur Seligkeit; uns allen sei zum Segen sein Bildnis allezeit. Amen."